Nach der Reise ist vor der Reise

wer jetzt direkt den Film gucken möchte: Irland – Schottland 2019 – der Film

Wetterextreme, Irrtümer, spektakuläre Stürze und überraschende Wendungen machen ein Roadmovie aus. Das gleiche gilt natürlich auch für eine Roadstory.

Nichts davon hat sich auf dem weiten Weg von Raeren nach Amsterdam ereignet. Weder in Irland, noch in Nordirland und schon gar nicht in Schottland. Geschichte beendet, Buch zu. Fin.

Oder? Oh wait!

Es trafen sich am 20. Juni 2019 drei junge, unternehmungslustige Männer in Raeren, die große weiter Welt zu bereisen. BlackMamba und DarkSilk fanden nicht das erste Mal zusammen, um ihre einspurigen Kraftfahrzeuge gemeinsam auszuführen. Der Aviator als Dritter im Bunde hatte zu ersten Mal die Gelegenheit mitzureiten. Welch Ehre!

Die belgischen Pommes haben wir uns selbst verweigert, weil Kilometerfressen angesagt war. Quer durch Belgien und Frankreich. Autobahn. Langweiliger ist nur noch der Job als Papst.

Als Belohnung winkte jedoch die Einladung ins „Chez Mike“. Lecker Instantkaffee beim Warten aufs Boarding an der Fähre.

An Bord. Kampf um die Ladestation für Smartphone, Tablet, Notebook und Kommunikationssysteme, Bier. Bett.

Inaktiv haben wir die Strecke von Cherbourg nach Roslare verbacht. Dann allerdings war geistige Transferleistung gefordert. Seitenwechsel auf der Fahrbahn. Linksverkehr ist auf dem einspurigen Kraftfahrzeug leichter zu verkraften.

Wenn dann die ersten Kilometer in Irland komplett frei von Regen verbracht werden, ist die Freude groß. Und überhaupt: Jetzt geht’s los!

Wenn ein Ire warnt, dass es morgen regnerisch und stürmisch wird, sollte man als durchschnittlicher Mitteleuropäer davon ausgehen, dass es regnerisch und stürmisch wird. Der Sonntag war regnerisch, stürmisch und irgendwann langweilig. Also zum Abend dann doch auf´s Moped und gemütlich zum Abendprogramm schleichen – dachte der Neuling und wurde eines besseren belehrt. Old Copper Road nach Allihies. Nein. Black Mamba war nicht in die falsche Abzweigung geschlichen, es war der Plan, den schmalen Trial zu reiten.

Das Abendprogramm – grandios. Irische Musik im Pub. Jeder kann auf seinem mitgebrachten Instrument mitmachen. So unglaublich freundliche Stimmung. Eine umwerfende Atmosphäre.

Am nächsten Morgen war das Wetter erheblich besser. Vorbei an Tralee in Richtung Dingle. Da sind wir allerdings nicht unmittelbar angekommen. Entlang de Weges befindet sich der Inch Beach. Wind, Wellen, breiter und befahrbarer Strand. Das durften und wollten wir uns nicht entgehen lassen. Auf den Sand, ESP aus, vorsichtig schneller werden. 80 km/h ist schon ok. Etwas mehr geht auch noch.

Der Sand ist weich, das Moped schwer. Was für ein Stunt. Black Mamba bohrt sein Vorderrad bis zur Achse in den Sand und lässt das Hinterrad mit Schwung kommen. Es blieb nicht nur das Vorderrad stehen, sondern unsere Herzen auch. Mike bergen, Motorrad aus dem Flutgebiet befreien und der Krankenwagen kam auch irgendwann.

Nach einer Nacht im Krankenhaus stand die Diagnose fest: Schlangen haben Rippen. Black Mamba hat sich mehrere davon geprellt und atmete nur noch im Schon-Modus.

Einen weiteren Tag später ging die Fahrt weiter mit einer naked 1200 GS in der Reisegruppe und frisch hingedengelten Koffern. Dann doch Dingle, was für eine Strecke!

Es war einst ein Biker in Kiel

Der reiste sehr gern und sehr viel

Mir kam in den Sinn:

Wo will der denn hin?

Er sagte: „Der Weg ist das Ziel.“

Mit anderen Worten an Limerick sind wir auch vorbei gekommen.

Weiter Richtung Norden, das Wetter war schön, die Sonne schien, unsere kleine Welt war sehr in Ordnung. Die eine oder andere Formationsfahrt auf der zu breiten, zu geraden Autobahn nahmen die Langeweile. Aber auch charmante kleine Orte entlang der ebenso kleinen Straßen.

Bei Londonderry die Grenze zum Vereinigten Königreich gequert und weiter mit heading north-west. Bushmills – ausnahmsweise mal fish ´n chips – und der Giant Cuaseway warten. 

Auf dem Weg zur Fähre regnete es schon ein wenig. Mit Hilfe der örtlichen Polizei kommen wir gut am Amateurmarathon vorbei und schlängeln uns an der Küste entlang nach Belfast.

Auf der Fähre nach Cairnrayn wurde der Regen intensiver und beim Verlassen der Fähre goss es wie aus Kübeln. Welcome to Scotland.

Glasgow gemieden, führt uns die Strecke nach Norden auf Fort Williams zu. Unterwegs wird zumindest der Regen schwächer, dafür bleibt es aber schön kalt. Dachten wir zumindest bei 12° C.

Gelegentlich auch mal ohne Regen kämpften sich die drei wackeren Recken zum Loch Ness. Bei Drumnadrochit fanden wir Unterkunft im Clansmann. Der Platz war für ein Einzelzimmer aussreichend. Zu dritt extrem gemütlich.

Beeindruckend, dass auf den Single track roads immer wieder Einheimische anhielten, um uns passieren zu lassen. Vielleicht wollten die aber auch nichts mit Verrückten zu tun haben, die bei dem Wetter durch Schottland ballern.

An Inverness vorbei immer weiter in den Norden. Bei 6° C und starkem Wind, wurden wir auch gern mal aus einer Kurve rausgedrückt, also entspanntes Fahren. Anhalten und bei Chez Mike einkehren geht natürlich trotzdem.

In einem Herrenhaus bei Thurso gelandet, war Dark Silk unmittelbar schwer verliebt. Sie ist zwischen 74 und 93, sah aus wie Miss Sophie vom Dinner for one und extrem witzig und schlagfertig. Das Essen war übrigens auch ganz wunderbar. Kein fish´n chips. Zumindest nicht am Abend. Als Snack am Nachmittag schon.

Vom Wetter haben wir uns nicht abschrecken lassen, wir blieben im Norden, jetzt ging die Fahrt aber zunächst nach Westen. Ziel Ullapool. Keine Frage: fish ´n chips am Hafen.

Abend im hoteleigenen Pub und eine entspannte Nacht.

Quer durch Schottland lag das nächste Ziel an der Ostküste. In Newcastle upon Tyne galt es die Fähre zurück ans europäische Festland zu erreichen. Da lassen unsere drei Helden sich auch von akutem Kraftstoffmangel nicht vom Fortkommen abhalten. 

Schließlich wartete auf der Überfahrt noch ein umfassendes Buffet, Übernachtung in der Commodore-Kabine und ausschweifender Tanz, zumindest zum Zuschauen.

Hier das ganze in bewegten Bildern 😉

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